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1908 – Einweihung der Schule in Leppersdorf

 

Ansicht der Grundschule im Jahr 1967

Vor 105 Jahren – im Jahr 1908 - wurde unsere Schule als jüngster Leppersdorfer Schulbau eingeweiht. Das älteste Schulgebäude, von dem wir wissen, stammte aus dem Jahr 1557. Damals lebten im Ort etwa 60 Familien mit ihren Kindern und 30 Knechte und Mägde. 1655 wurde das Haus zu klein und musste erweitert oder durch ein neues ersetzt werden.

 

Wachsende Schülerzahlen waren auch der Grund, warum vor einem Jahrhundert die damalige und bis heute erhaltene Schule aufgegeben und eine größere errichtet werden musste. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts (657 Einwohner 1851) bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts (1053 Einwohner 1905) war die Bevölkerung um fast 40 Prozent gewachsen. Die Statistik für 1902 weist 40 Geburten aus. Von der drangvollen Enge, die im Schulhaus herrschte, erzählte Otto Gäbler (geb. 1891). In seiner Klasse waren 25 Schüler. Da immer zwei Schuljahre zusammen unterrichtet wurden, mussten jeweils 50 Kinder in einem Raum sitzen und lernen – ein unhaltbarer Zustand.

 

Der Gemeinderat und der Schulvorstand entschieden sich für den Neubau einer Schule mit vier Klassenzimmern, einem Lehrmittelzimmer, das zugleich als Lehrerzimmer diente, und einer Bibliothek. Er entstand unter Verwendung heimischer Baustoffe und angepasst an die landschaftlichen Gegebenheiten in einem am Deutschen Werkbund orientierten Stil nach einem Entwurf von Baumeister Rietscher aus Pirna und Plänen des Baumeisters Gneuß aus Radeberg. Die Ausführung übernahm der Pulsnitzer Baumeister Johne.

 

Die Grundsteinlegung fand am 29. Oktober 1907 statt. Vor dem alten Schulhaus hatten sich die Schüler der beiden Oberklassen mit ihren Lehrern, dem Oberschulinspektor Pfarrer Hesse, dem Baumeister Johne und den Gemeindevertretern versammelt und begaben sich in feierlichem Zug zum Bauplatz. Nach einer Ansprache des Pfarrers verlas der Kirchschullehrer Rößler die von ihm verfasste Urkunde und legte sie mit einer Ausgabe der Radeberger Zeitung, Münzen und einigen Ansichten von Leppersdorf in einer Kupferkapsel. Nachdem sie verlötet worden war, legte sie Gemeindevorstand Eisold in den Grundstein. Nach den üblichen Hammerschlägen und Sinnsprüchen endete die Feier mit einem allgemeinen Gesang.

 

Aufnahme der Schule aus dem Jahr 1986

Bereits am 5. Dezember 1907 war der Rohbau fertig und unter Teilnahme der Honoratioren des Ortes, der Baumeister und von Gemeindegliedern fand die Hebefeier statt. Zum Hebeschmaus in Eisolds Gasthof mit anschließendem Tanz waren 70 Personen geladen. Trotz des Lobes, das Baumeister Johne vom Oberbauleiter und vom Bausachverständigen der Königlichen Amtshauptmannschaft erhielt, schien nicht gleich alles nach den Wünschen der Auftraggeber gelungen zu sein. Pfarrer Hesse sprach von „verschiedenen Misshelligkeiten“ und der Oberbauleiter Rietscher wies auf einige Änderungen hin, die sich notwendig gemacht hätten, da manches nach der Bauzeichnung nicht auszuführen gewesen wäre und manches „dem Dorfe zur Unzierde gereicht haben würde“. Elf Monate später war die Schule bezugsfertig.

 

Am Donnerstag, dem 5. November 1908, fand nachmittags drei Uhr in Gegenwart des Herrn Geheimrates Amtshauptmann von Salza und Lichtenau und des Herrn Superintendenten Kaiser die Weihe des neu erbauten Schulhauses statt. Darüber berichtete die „Radeberger Zeitung“ zwei Tage später:

 

„Nach kurzer Abschiedsfeier in der alten Schule bewegte sich der Zug zum neuen Schulgebäude. Herr Baumeister Johne übergab nach kurzer Ansprache den Schlüssel dem Herrn Amtshauptmann, der ihn dem Vorsitzenden des Schulvorstandes überreichte. Letztgenannter Herr öffnete mit einem Segensgruß. Nach dem Gesange des Liedes ‚Ich und mein Haus’ hielt Herr Schulrat Dr. Lange die tiefergreifende Weihrede. Dem zweistimmigen Kinderchore ‚Groß ist der Herr’ folgte das Weihegebet, gesprochen von Pfarrer Hesse. Mit der Strophe ‚Lob, Ehr und Preis sei Gott’ wurde die erhebende Feier, an der sich außer einer Deputation des Schulvorstandes zu Kleinröhrsdorf und dem früheren Kantor Kober der hiesige Gemeinderat, der Kirchenvorstand und zahlreiche Gemeindeglieder beteiligten, geschlossen. Nach der Weihe wurden die Schulkinder und die Festteilnehmer mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Am Abend des Weihetages gab Herr Baumeister Johne ein Festessen im Eisold’schen Gasthofe, an dem sich der Gemeinderat, Schulvorstand und Gönner der Schule beteiligten. Noch lange wird dieser bedeutungsvolle Tag in aller Erinnerung sein.“

 

Aus einem Zeitungsbeitrag ist auch zu erfahren, wer die Innenarbeiten zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde ausführte:

So sah die Schule im Jahr 1998 aus

 

„Die Räume werden durch eine von der Firma Liebold in Dresden gelieferte Niederdruck-Dampfheizung erwärmt. Der Hausflur wird von einem von Baumeister Johne gestifteten bunten Fenster beleuchtet. Die Tischlerarbeiten wurden von den Tischlermeistern Krause – Radeberg, Rasche – Großröhrsdorf und den hiesigen Tischlern, die Schlosserarbeiten von den Firmen Graf – Pulsnitz und Hentschel – Gersdorf, die Klempnerarbeiten von Klempnermeister Leunert von hier und die Malerarbeiten vom Malermeister Miezsch – Pulsnitz ausgeführt. Bänke, Wandtafeln und Pulte lieferte die bekannte Firma Lickroth & Co. in Niedersedlitz und die Holzstoffvorhänge die Firma Gebrüder Hentschel – Gersdorf.“

 

Auch das äußere Erscheinungsbild des, wie es heißt, an gesunde Überlieferungen früherer Zeiten anknüpfenden, ländliches Gepränge tragenden und bäuerliches Selbstbewusstsein mit weiser Sparsamkeit verbindenden Schulgebäudes ist beschrieben:

 

„In ihrem schmucken äußeren Aufbau mit naturrotem Ziegeldach, braun gestrichenem Holzfachwerk, verschieden geputzten und mit Schiefern und Spalieren versehenen Wänden bietet die Schule von allen Seiten einen außerordentlich freundlichen, anmutigen Anblick und wird von Vorübergehenden mit Wohlgefallen betrachtet.“

 

Die neue Schule fand nicht nur bei den Leppersdorfern, sondern auch bei den Königlichen Behörden ungeteilten Beifall. Der Bericht schließt mit dem Satz: „Gewiss wird sie den Gemeinden des Bezirkes, die vor Schulneubauten stehen, als Vorbild dienen.“

 

Quelle: Broschüre Schul- und Heimatfest 2008

2013 mit dem neuen Schulanbau - kurz vor der Eröffnung

Aus den Aufzeichnungen von Reingard Erler

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