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Nora Imlau

So viel Freude so viel Wut

Sachbuch 

Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten – mit Einschätzungsbogen

  

Verlag Kösel

Erscheinungsdatum: 29.05.2018

320 Seiten

 

Ihr Lieben, habt ihr schon mal gedacht, Mensch, irgendwie ist mein Kind anstrengender als die anderen? Die Wutanfälle sind ausgelassener, die Freudenstürme aber genauso, alles ist irgendwie intensiver mit diesem Kind? Es ist ein Flummiball zwischen den Extremen?

 

Vielleicht habt ihr euch als Eltern auch phasenweise schon mal gefragt, ob ihr eventuell irgendwas falsch gemacht habt in der Erziehung. Habt euer Kind nicht wirklich verstanden. Habt euch gefragt, wieso nicht alles ein bisschen einfacher sein kann. Welchen Schalter man umlegen muss.

 

„Intensiv in der Pflege“, das sagen wir manchmal zu Kindern, die immer etwas lauter, wilder, sensibler sind. Die ihre Eltern viel brauchen. Das kann im Alltag zu einer großen Herausforderung werden – auch für die Beziehung der Eltern. Es sind die „Mehr-von allem-Kinder“, wie Imlau sagt.

 

Bislang gab es nur negativ besetzte Begriffe für diese Kinder. Energie-Vampir, Rabauke, Rotzlöffel, Zicke, Heulsuse, anstrengend, Problemkind. Wenn eine Mutter oder ein Vater in einem Forum im Internet suchte, mussten solche verbal abwertenden Begriffe benutzt werden, um Eltern zum Austausch zu finden, denen es ähnlich geht.

 

Nora Imlau, Erziehungsexpertin und Autorin hat nun mit ihrem neuen Buch einen positiven und wertschätzenden Begriff für diese Kinder gefunden: gefühlsstark. Das soll keine Diagnose sein, keine Krankheit, keine weitere Schublade. Es soll schlicht diese Spielart der Entwicklung auf positive Weise beschreiben.

 

Ein Kind mit starken Gefühlen. Imlau weiß selbst, was das heißt, sie ist Mutter dreier Kinder, eines davon würde sie ebenfalls als „gefühlsstark“ bezeichnen. Stark, Stärke. Das klingt aber doch schon ganz anders als fordernd, problematisch, schwierig. Und Imlau sagt: Es beginnt tatsächlich schon mit Worten. Wenn ich mein Kind als gefühlsstark bezeichne, nicht nur nach außen, sondern auch nach innen, dann kann ich mich ihm gegenüber auch positiver verhalten.

 

Dass sie damit einen Nerv trifft, zeigt der große Erfolg ihres Buches „So viel Freude, so viel Wut“. Vier Wochen nach Verkaufsstart ist bereits die vierte Auflage gedruckt. Ein Bestseller, der Eltern die Last nehmen kann, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmen könnte. Weil es ein schwieriger Esser ist, weil es morgens beim Anziehen immer Probleme gibt, beim Zähneputzen, beim Einschlafen…

 

Wenn ein Kind „gefühlsstark“ ist, dann ist das ein Persönlichkeitsmerkmal, kein Ergebnis von mangelnder Erziehung. „Das darf nicht zu Entschuldigung werden“, sagt Imlau, vielmehr sei die Herausforderung für Eltern, ihrem Kind einen sozialverträglichen Umgang mit seinen Gefühlen beizubringen.

 

Jedes siebte bis zehnte Kind, davon gehen Experten aus, kommen gefühlsstark zur Welt. Es sind gleich viele Mädchen wie Jungen mit dieser Besonderheit ausgestattet. Mehr Freude, mehr Wut, mehr Begeisterung, mehr Gerechtigkeitssinn. Von allem einfach mehr.

 

Allein das Wissen um diese Zahl kann erleichtern. Und sie zeigt Eltern: Mein Kind ist okay so wie es ist. Wir müssen es nicht verändern. Wir können ihm höchstens helfen, mit den starken Gefühlen umzugehen, denn schnelle Lösungen wie „Du gehst jetzt in dein Zimmer“ wirken oft nicht.

 

Imlau beschreibt in ihrem Buch ganz konkrete Situationen, die helfen, sich in gefühlsstarke Kinder hineinzuversetzen. Gefühlsstarke Kinder reagieren empfindlicher auf Situationen. Und sie sind hartnäckiger. Typisches Beispiel: Ein Kind weigert sich über Wochen und Monate vehement, sich die Zähne zu putzen. Es endet immer wieder in Wutanfällen und Tränen.

 

Nora Imlau bittet den Leser, sich vorzustellen, wir selbst bekämen eine Zahnbürste in den Mund gesteckt, die sechsmal so groß ist wie unser Mund und die mit Stahlborsten ausgestattet ist (denn gefühlsstarke Kinder empfinden auch Berührung und Geschmack intensiver) und auf der auch noch Chili-Zahnpasta thront. Da würden wir uns auch weigern, oder?

 

Und so beschreibt sie an einer winzigen Szene, wie wir es schaffen, unsere Kinder zu verstehen. Wir können es mit milderer Zahncreme versuchen, mit einer weichen und kleinen Zahnbürste. Vielleicht klappt es dann? Denn Kinder wollen kooperieren, sie weigern sich nicht, weil sie uns ärgern wollen. Als Eltern kann das den Blick auf die Dinge verändern.

 

Das jedenfalls zeigen auch die vielen Leserbriefe, die Imlau nun erhält. Eine Leserin schrieb ihr, sie würde ihr Leben in VOR dem Buch und NACH dem Buch einteilen, weil sie endlich Frieden mit der Situation zu Hause schließen kann. Denn alle Eltern haben sich ja irgendwann mal vorgestellt, wie das wohl werden wird mit Kind. Eine Rezensentin des Buches schreibt:

 

„Wir lieben unsere Tochter. Sie war ein absolutes Wunschkind. Doch wir machten einen entscheidenden Fehler: Wir träumten. Wir träumten von einem Kind wie man sich ein Kind eben vorstellt: süß, verkuschelt, fröhlich, unkompliziert, natürlich auch mal bockig (aber nicht sehr).

 

Nach der Geburt hat uns die Situation dann völlig überfordert. Wir hatten ein dauerhaft unzufriedenes Kind. Alle Bemühungen, die Bedürfnisse unserer kleinen Tochter zu deuten und zu befriedigen schienen ins Leere zu laufen. Wir fühlten uns gefangen in unserer kleinen Welt, eingesperrt in einer Situation die wir als unerträglich empfanden.“

 

Das Kind, von dem man einst träumte, muss verabschiedet werden, wenn die Realität anders aussieht. „Das kann ein richtiger Trauerprozess sein“, sagt Imlau. Ist dieser Prozess abgeschlossen, öffnet sich der Blick auf das Kind, das da wirklich zu einem gekommen ist. Auch auf die positiven Seiten, die „Superpower“, die die Gefühlsstärke des Kindes mit sich bringt. In der Rezension heißt es weiter:

 

„Wenn ich verstehe, warum sie so ist wie sie ist, kann ich ihr liebevoll begegnet statt enttäuscht von ihr zu sein. Wenn ich weiß, was ihr hilft mit den schwierigen, stressigen Situationen in ihrem Leben umzugehen, habe ich handfestes Werkzeug für meinen Alltag in der Hand statt verzweifelt und resigniert vor einem brüllenden Kind zu stehen und im schlimmsten Fall zurück zu brüllen. Seit diesem Buch weiß ich, dass Liebe niemals überdosiert gegeben werden kann.“

 

Imlau blickt aber auch über den Tellerrand und hat sich Biografien durchgelesen von Steve Jobs, Albert Schweitzer und Jane Goodall. Bei allen konnte sie feststellen, dass sie als Kinder wohl gefühlsstark gewesen sein müssen. Es gibt Tagebuchaufzeichnungen über Schweitzer, dass er ständig weine und mit seinen Gefühlsausbrüchen zu tun habe. Man fragt sich, was aus diesem Kind wohl werden soll. Was aus ihm wurde? Ein erfolgreicher, berühmter Mann.

 

„Es braucht in einer Gesellschaft eben nicht nur die Angepassten, sondern auch die Querdenker, die Energetischen“, sagt Imlau. Die Energie, die gefühlsstarke Kinder mitbrächten, gelte es, in die richtigen Bahnen zu lenken, weil daraus eben Fantastisches entstehen könne. Denn nicht nur die Eltern kommen mit dem Temperament beizeiten an ihre Grenzen – sondern auch die Kinder selbst. Sie sind nicht so, weil sie uns ärgern wollen. Sie sind so, weil sie so sind.

 

„Ich will Eltern damit auch Mut machen“, sagt Imlau. Und die Verkaufszahlen sprechen dafür, dass ihr das mit diesem Buch sehr gut gelungen ist.

 

 

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