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Christian Berkel

DER APFELBAUM

Roman / Lebensgeschichte

 

  • VERLAG:Ullstein Buchverlage
  • GENRE:Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • SEITENZAHL:416
  • ERSTERSCHEINUNG:10.2018

 

»Jahrelang bin ich vor meiner Geschichte davongelaufen. Dann erfand ich sie neu.«


Für den Roman seiner Familie hat der Schauspieler Christian Berkel seinen Wurzeln nachgespürt. Er hat Archive besucht, Briefwechsel gelesen und Reisen unternommen. Entstanden ist ein großer Familienroman vor dem Hintergrund eines ganzen Jahrhunderts deutscher Geschichte, die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe.


Berlin 1932: Sala und Otto sind dreizehn und siebzehn Jahre alt, als sie sich ineinander verlieben. Er stammt aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie. 1938 muss Sala ihre deutsche Heimat verlassen, kommt bei ihrer jüdischen Tante in Paris unter, bis die Deutschen in Frankreich einmarschieren. Während Otto als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg zieht, wird Sala bei einem Fluchtversuch verraten und in einem Lager in den Pyrenäen interniert. Dort stirbt man schnell an Hunger oder Seuchen, wer bis 1943 überlebt, wird nach Auschwitz deportiert. Sala hat Glück, sie wird in einen Zug nach Leipzig gesetzt und taucht unter.


Kurz vor Kriegsende gerät Otto in russische Gefangenschaft, aus der er 1950 in das zerstörte Berlin zurückkehrt. Auch für Sala beginnt mit dem Frieden eine Odyssee, die sie bis nach Buenos Aires führt. Dort versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, scheitert und kehrt zurück. Zehn Jahre lang haben sie einander nicht gesehen. Aber als Sala Ottos Namen im Telefonbuch sieht, weiß sie, dass sie ihn nie vergessen hat.


Mit großer Eleganz erzählt Christian Berkel den spannungsreichen Roman seiner Familie. Er führt über drei Generationen von Ascona, Berlin, Paris, Gurs und Moskau bis nach Buenos Aires. Am Ende steht die Geschichte zweier Liebender, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ihr Leben lang nicht voneinander lassen.

  

Hintergrund

 

Christian Berkel kennen viele als Charakterdarsteller in zahlreichen Filmen. Er hat mit großen Regisseuren zusammengearbeitet und ist häufig im Fernsehen zu sehen. Zurzeit am bekanntesten ist er wohl in der Serie "Der Kriminalist" als Bruno Schumann. Schon vor vielen Jahren hat er gelegentlich von seiner Herkunft und seiner Familie erzählt und immer gesagt: "Vielleicht schreibe ich das eines Tages auf." Das hat er nun getan und entstanden ist ein Roman, über den Daniel Kehlmann urteilte, es sei nicht etwa der Roman eines Schauspielers. Christian Berkel sei Schriftsteller - und was für einer!

 

Die Geschichte ist in mehreren Ebenen erzählt, die widerspiegeln, auf welche Weise sich Christian Berkel seiner Geschichte genähert hat. Da sind die Gespräche mit seiner inzwischen sehr alten Mutter über ihre Erinnerungen an die Nazi-Zeit, an ihre Flucht aus Deutschland nach Paris, nach Frankreich, später zurück nach Leipzig, wo man sie versteckt hat und schließlich die Emigration nach Argentinien, nach Buenos Aires. Von dort ist sie zurück gekehrt und der großen Liebe ihres Lebens wieder begegnet. Er hatte unterdessen eine andere Frau geheiratet, ließ sich wieder scheiden und so wurde er Christian Berkels Vater. Das ist in groben Zügen die Geschichte. Im Kopf und den Erinnerungen der Mutter hatte sie sich, als Berkel anfing, sie gezielt zu befragen, schon deutlich verändert.

 

Liebeserklärung an die Mutter

 

Diese Lücken hat Christian Berkel durch gründliche Recherchearbeit versucht aufzufüllen. Während der langjährigen Vorarbeiten zu seinem Roman gab es aufregende und beglückende Momente. Zu Beispiel als er im Archiv der Akademie der Künste in Berlin im Nachlass seines Großvaters, des Schriftstellers und Anarchisten Wolfgang Nohl, Briefe seiner Mutter aus Buenos Aires fand. Herzklopfen pur beim Öffnen der Archivschachteln und Anblick ihrer Schrift. Sie muss eine liebevolle und beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Christian Berkels Roman ist durchaus als Liebeserklärung an seine Mutter zu lesen.

 

Kriegstraumata in der zweiten und dritten Generation

 

"Der Apfelbaum" als Titel hat eine besondere Bedeutung. Unter diesem Apfelbaum saßen nach dem Krieg seine jüdische Mutter und ein Verwandter, der aus den USA zu Besuch gekommen war, und unterhielten sich. Als das Kind wissen wollte, worüber sie denn sprachen, sagte die Mutter - aus ihrem Gespräch über die finstere Nazi-Zeit und die damalige Terminologie kommend - zu dem Kind, er sei ja auch halb Jude und halb Deutscher. Für Christian Berkel war es ein Schock. Nur halb, das konnte doch nur bedeuten, dass er nicht ganz, nicht vollständig, also kaputt sei. So hat er es als Kind verstanden. In seinem Roman arbeitet er so auch das auf, was wir als Kinder dieser Generation alle in uns tragen. Kriegstraumata in der zweiten und dritten Generation.

 

Gut erzählter Roman

 

Der große Vorzug seines Romans ist, dass er den Versuchungen einer wirklich abenteuerlichen, packenden Lebensgeschichte nicht erlegen ist und etwas Gefälliges, einfach gut Erzählbares, Rührendes daraus gemacht hat. Er beschreibt, wie brüchig, wie fragil unsere Lebensläufe sind und wie zweifelhaft und gleichzeitig wie wichtig jedes Erinnern ist.

 

Kostprobe gefällig? - Die gibt es hier! 

 

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