Dagmar Trodler
Der Duft der Pfirsichblüte
Historischer Roman
Verlag Rütten & Loening
Erstausgabe (D): 2012
Taschenbuch, 448 Seiten
Die Story:
Verbannt ans Ende der Welt London, Anfang des 19. Jahrhunderts. Als eine Abtreibung, mit denen Mary MacFadden ihr Geld verdient, bei einer jungen Adeligen misslingt, wird sie erst in den Kerker geworfen und dann nach Australien verbannt. Ihre Tochter Penelope geht mir ihr in die Verbannung. Doch während Mary sich auf der Überfahrt den Respekt der Aufseher erwirbt und unbehelligt bleibt, wird die sechzehnjährige Penelope von einem irischen Sträfling schwanger. Insgeheim ist sie von Liam fasziniert, doch ob sie ihn liebt, weiß sie nicht. Noch auf dem Schiff bringt Penelope ihr Kind zur Welt. Am Kai von Sydney, während eine Katastrophe die Neuankömmlinge heimsucht, wird sie von ihrer Mutter und ihrem Kind getrennt. Plötzlich steht Penelope allein da. Ihre einzige Hilfe ist Bernhard Kreuz, ein deutscher Arzt. Bald spürt sie, dass er mehr für sie empfindet als bloße Sympathie. Dann jedoch trifft sie Liam wieder.
Eine große Australien-Saga über das Schicksal zweier Frauen und einem verschollen geglaubtes Kind. Ein anrührendes Epos über zwei Frauen, die dem Unrecht trotzen und versuchen, in einer fremden Welt ihr Glück zu finden.
Das harte Leben der Sträflingsfrauen
Anfang des 19. Jahrhunderts: England leidet unter der Kontinentalblockade durch den französischen Kaiser Napoleon, die Handel fast unmöglich macht und den Schmuggel vorantreibt. Die Verteuerung treibt die Menschen in Armut und immer öfter in die Verurteilung zum Tod oder Deportation, denn schon der Diebstahl von ein paar Kartoffeln, um den Hunger zu stillen, führt schnell zur Verurteilung. Penelope, eine junge Häklerin, scheint es gut getroffen zu haben, als sie eine Anstellung in einem feinen Haushalt erhält, doch ist ihr Glück nur von kurzer Dauer. Ihre Mutter, die Frauen in Not zu Schwangerschaftsabbrüchen verhilft, wird erwischt und gemeinsam mit ihrer Tochter landet sie auf einem Gefängnisschiff mit anschließender Deportation nach Australien. Schon die Überfahrt bringt die Frauen an ihre körperlichen und seelischen Grenzen, und getrennt von Mutter und ihrem neugeborenen Kind muss sich Penelope nun dem harten Leben eines Sträflings stellen. Wird Penelope es schaffen, ein neues Leben zu beginnen?
Eine Leser-Rezension
Dieser Roman ist nicht mit einem seichten und romantischen Abenteuerroman zu vergleichen, auch wenn Titel und Cover dies vielleicht andeuten könnten. Intensiv recherchiert, hat die Autorin hier das Leben der weiblichen Sträflinge dargestellt. Viele historische Details fließen in die Handlung ein, doch ganz bewusst hat die Autorin vermieden, Ähnlichkeiten zu realen Gefangenen aufzuzeigen, da noch immer Menschen ihre Vorfahren suchen. Trotzdem gibt es auch ganz bewusst historische Personen zu entdecken, so z. B. Elizabeth Macquarie, die Gattin des Gouverneurs, die für mich hier in der Geschichte eine ganz beeindruckende Persönlichkeit war. Insgesamt sehr authentisch wird das harte Leben der Sträflinge während ihres Aufenthaltes auf den Gefängnisschiffen, bei der Überfahrt und auch in Australien selbst erzählt. So z. B. die Demütigungen und Willkür, die die Frauen zu ertragen hatten, die Abhängigkeit von Männern, die es als selbstverständlich ansahen, dass die Frauen sich ihnen hingaben für einen Schlafplatz in der Nacht und ein bisschen was zu essen, und immer wieder der Rum, der den Frauen für den Moment das Leben erträglicher machte, sie aber gleichzeitig immer mehr abstumpfen ließ und langsam zerstörte. Es erschien einem dann schon fast wie ein Wunder, wenn Ärzte ein freundliches Wort für die Sträflingsfrauen hatten oder eine der Frauen eine Arbeit in einem netten Haushalt fand, in dem sie wie ein Mensch behandelt wurde.
Penelope gehört nicht zu den „Wunderfrauen“, die allen Widrigkeiten trotzen, die alles können, aus jeder Pein noch gestärkter aufstehen, um sich dem nächsten Schicksalsschlag entgegenzustellen und alleine ihren „Mann“ zu stehen. Sie ist nicht stark und selbstbewusst, hat keine erotische Ausstrahlung und sieht auch nicht gut aus, im Gegenteil, sie hat sogar ein gesundheitliches Problem. Nein, sie ist jung naiv und unsicher und das was man ihr antut zerstört sie fast, weil sie eben nicht die Kraft hat, sich dem entgegenzustellen, nicht den Mut, sich zu wehren oder zu kämpfen. Sie überlebt es einfach irgendwie, läuft mit, stumpft ab. Und den Schmerz vergisst sie mit regelmäßigen Rumrationen. Es sind andere Menschen, die so gut es geht immer mal wieder mal ihre Hand über sie halten: ihre Mutter, ein Arzt, eine Mitgefangene, die Frau des Gouverneurs. Es dauert eine Weile, bis Penelope merkt, dass sie ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen muss, etwas tun muss, wenn sie ein neues zufriedenes Leben beginnen will. Dies passiert in kleinen Schritten, aber immer beharrlicher und es ist eine Entwicklung, die die Autorin nach meinem Empfinden sehr authentisch und glaubwürdig erzählt.
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Veröffentlicht: 15. Oktober 2015
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