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Reichlich Pilze im Herbst erfreuen das Herz des Sammlers. Während jedoch die eine Sorte heißbegehrt und schmackhaft sind, gibt es da aber noch die anderen. Manche sind

tödlich – oder verursachen zumindest Kopfschmerzen, so wie dieser hier: der Riesenporling – ein Pilzgewächs, das als Parasit überwiegend an Bäumen wie Rotbuchen und Rosskastanien, seltener an anderen Laubbäumen wie Pappel, Linde, Ulme, Weide und Koniferen eine intensive Weißfäule hervorruft und den Baum langsam absterben lässt. Befallene Gehölze sind im Regelfall nicht mehr zu retten.

 

Kopfschmerzen bereitete er in diesem Falle jedoch nicht durch unsachgemäße Zubereitung, sondern in argem Maße der Gemeindeverwaltung, die nach langem Hin und Her nun die Zustimmung zur Fällung der Rotbuche an der Grundschule gegeben hat.

 

Rückblick: Bereits im Sommer war auffallend, dass die riesige Buche wenige und deutlich kleinere Blätter als in den vergangenen Jahren ausgebildet hatte. Der Gutachter, der den Baum untersuchte, äußerte schließlich die tödliche Diagnose. Bisher für das Auge unsichtbar, hatte sich der Parasit vermutlich schon vor Jahren im Wurzelbereich und Stamm ausgebreitet. Nun, wo er deutlich sichtbar am Stamm seine Fruchtkörper entfaltet, habe der Pilz das letzte Stadium des Befalls erreicht. Irgendwann – in Wochen, Monaten oder Jahren – würde er einmal einfach umfallen. Da dieser Zeitpunkt jedoch von niemandem eingegrenzt werden kann, stellte die Buche insbesondere für die Schulkinder und die angrenzende Nachbarschaft eine ernst zu nehmende Gefahr dar.

 

Das besonders Tragische daran ist, dass während der Um- und Anbauphase an der Grundschule aufwendige und kostspielige Schutzmaßnahmen getroffen wurden, um die Blutbuche nicht zu schädigen. Mehr noch – bereits die Planung des neuen Schulanbaus bezog eine Rücksichtnahme auf den Baum mit ein und machte eine Anpassung des neuen Grundrisses an die Buche zur Bedingung.

 

Am frühen Morgen des 30. November rückte große Fahrzeugtechnik an, um den ortsbildprägenden Baum, der sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem Wahrzeichen von Leppersdorf etabliert hatte, zu fällen. Etwa sechs Stunden dauerte es, bis der ca. 25 m hohen Buche ihre Krone entfernt und die Äste zum Abtransport verladen wurden.

 

Innerhalb dieser Zeit blieben immer wieder Schaulustige stehen – Einwohner, die vorübergingen, und auch Fahrzeuge, die für eine Weile anhielten. Immer wieder hörte man Fotoapparate klicken. Manch einer der Zuschauer, eine ältere Dame zum Beispiel, erzählte davon, dass die Rotbuche bereits zu ihrer Kindheit, als sie selbst die Leppersdorfer Grundschule besuchte, dort stand. 1908 sei sie gesetzt worden, im Zuge der Bepflanzung nach dem Bau der Schule, klärte Ortsvorsteher Volkmar Lehmann auf.

 

Momentan steht nur noch der Stamm. Entgegen dem ursprünglichen Vorhaben, die Beseitigung des Baumes an diesem Tage vollständig zu realisieren, wird der Bautzener Baumdienst den Stamm vermutlich erst nach Einbruch des Frostes entfernen.  Der erst kürzlich umgegrabene und durch den Regen extrem aufgeweichte Boden ließ die Räder derart einsinken, dass nach jedem Astschnitt eine Neuausrichtung des Fahrzeuges erforderlich war. Weiterhin stand zu befürchten, dass der Baum sogar hätte kippen können - der dadurch aufspritzende Matsch hätte die Fassade des Schulgebäudes gewaltig in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Entfernung der Baumkrone sei vorerst die schlimmste Gefahr gebannt. Wenn der Boden gefroren ist, bietet er eine bessere Standfestigkeit, so dass die Arbeiten entsprechend nach Frosteinbruch fortgesetzt werden. Die Entfernung der Wurzel erfolgt dann voraussichtlich erst im Frühjahr/Sommer 2014.

 

Enden wird das Holz übrigens als Holzhackschnitzel bzw. als Pellets für entsprechende Heizungen, da das Material aufgrund des Pilzbefalls leider für andere Zwecke nicht mehr brauchbar sei.

 

115 Jahre lang hat die Rotbuche zum Ortsbild gehört. Ganze Generationen von Leppersdorfern haben unter ihr gespielt. Die jüngste Generation, die unserer Grundschulkinder, war von der Schulleitung schonend und in ausführlichen Gesprächen auf die Fällung vorbereitet worden. Die Reaktionen: Trauer und Bestürzung --- und gleichermaßen Vorfreude auf den nächsten Baum, der nach dem Austausch des Erdreiches hier vielleicht schon im kommenden Jahr gepflanzt werden soll. Der Kreislauf des Lebens – hautnah miterlebt.

 

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