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Jessi Kirby & Imke Sönnichsen

Offline ist es nass, wenn’s regnet

„Digital-Detox“-Roman

 

Loewe Verlag

336 Seiten

Erstmals erschienen 2019 / 2. Auflage 2019

Altersempfehlung ab 14 Jahre

 

Stell dir vor, du öffnest an deinem 18. Geburtstag die Haustür und dort liegt ein Geschenk: ein riesiger Wanderrucksack, ein Paar Wanderschuhe und ein Trailtagebuch für den Yosemite Nationalpark. Würdest du loslaufen?

 

Girl Online meets Der große Trip: Jessi Kirby s neuer Jugendroman ist eine kluge und emotionale Geschichte über ein Mädchen, das ihr Leben als erfolgreiche Influencerin gegen die raue Wildnis des Yosemite Nationalparks eintauscht – und dabei das Leben wieder lieben lernt.

 

Maris Leben ist perfekt – zumindest, wenn man es an ihren Followerzahlen auf Instagram & Co. misst. Doch dann verrät Mari auf ihrem YouTube-Kanal ein brisantes Geheimnis: Ihr Online-Leben ist eine einzige Lüge, denn sie ist keineswegs die immer fröhliche Person, die sie auf Social Media darstellt. Das Video geht über Nacht viral und Mari sieht sich mit einem riesigen „Shitstorm“ konfrontiert. Daraufhin löscht sie ihre komplette Online-Identität und entscheidet spontan: Sie will den John Muir Trail im Yosemite Nationalpark bewältigen. Völlig unvorbereitet beginnt sie den Trip. Doch es ist nicht nur das unwegsame Gelände, das ihr zu schaffen macht …

 

„Meine Zeit ist begrenzt und ich will keine Sekunde verschwenden.“

 

Was ist, wenn dein Leben dir entgleitet? Wenn du Freundschaft nur noch über die Anzahl der Abonnenten deines Instagram-Accounts definierst? Wenn das einzige, das dein Herz zum Schlagen bringt, die Klicks zu deinen Fotos sind, die du online stellst? Und vor allem, wenn du ausgerechnet den Menschen im Stich lässt, der dir stets am nächsten war? Und dieser nun tot ist…

 

Eine beschwerliche Wanderung zu sich selbst

 

Mari steckt in einer Schleife fest: Ihre Klamotten, ihr Körper, sogar ihr Frühstück müssen perfekt sein, nicht für sie, sondern für die Welt im Internet. Sie lechzt nach Aufmerksamkeit und merkt nicht, wie sie in einem Hamsterrad dem immer gleichen Muster folgt. Als schließlich ihr 18. Geburtstag naht, holt die Vergangenheit sie jedoch ein. Denn sie war mal anders, lebenslustig und hatte den einen besonderen Menschen, der ihr alles bedeutet hat: ihre Cousine Bri.

 

Doch Bri ist tot und auf Mari lastet die Schuld schwer, da sie den Kontakt einige Jahre zuvor abgebrochen hat. Nun versucht sie die Verbindung zur ihr zurückzugewinnen, ihren Spuren zu folgen. Was eignet sich da besser, als sich dem zu widmen, was Bri am meisten liebte: dem echten Leben. Daher entscheidet sie sich, Bris zuletzt geplante Wanderung durch den Yosemite-Nationalpark aufzunehmen – selbst für geübte Wanderer eine Herausforderung.

 

Auf ihrem beschwerlichen Weg begegnet sie allerlei Menschen, die sie bestärken, immer wieder ein Stück weiterzugehen und sich selbst herauszufordern. Schließlich scheint sie sogar echte Freunde zu finden, die den Weg mit ihr gehen. Doch im Grunde gibt Mari nur vor, jemand zu sein, der sie nicht ist. Wie reagieren die Freunde, als sie die Wahrheit erfahren?

 

Legt euer Smartphone zur Seite und raus mit euch!

 

Inspirierend – so lässt sich am ehesten Jessi Kirbys Roman Offline ist es nass, wenn’s regnet beschreiben. Es inspiriert, weil das, was Mari auf sich nimmt, glaubhaft vermittelt wird. All die Stärken, die Mari plötzlich an sich wahrnimmt, die Unsicherheiten, die sie in Hartnäckigkeit umwandelt – man glaubt diese Transformation und will es selbst ausprobieren. Vor allem aber lehrt das Buch, dass man auch seine Schwächen kennen muss, um an ihnen arbeiten zu können. Well done, Kirby!

 

Ein wesentlicher Aspekt kam jedoch zu kurz: die Emotionen. Zwar war der Hintergrund ein trauriger, nämlich der Tod der Cousine, doch ist dieser Umstand nicht voll ins Herz gegangen. Einzig ein Moment zum Ende hin, wo Mari in einem Bergsee eine wunderschöne filmreife Verbindung zu Bri hatte, war berührend. Von diesen Momenten hätte es mehr geben dürfen, denn die Geschichte liest sich wie ein Roadmovie mit romantischen Sonnenuntergängen, prasselndem Regen und umwerfender Natur.

 

Aufgewertet wurde das Buch noch durch einige Gimmicks, wie kleine Nachrichten und Illustrationen. Das hat dem Ganzen einen niedlichen Touch gegeben und gleichzeitig den Spaß an der Wanderung vermittelt. Denn vor allem geht es um die Message, nicht das Leben aus den Augen zu verlieren neben all dem Twitter, Facebook und Co. Es gibt eine Welt da draußen, die sich zu entdecken lohnt. Und es ist allemal besser, dies selbst zu erleben, als es andere erleben zu lassen und nur auf Instagram zu verfolgen.

 

Fazit:

Dieses Buch macht Bock! Es ist gar nicht so verkehrt, sich mal wieder auf das Wesentliche zu besinnen.

Maris Geschichte hilft dabei.

(Rezension von jugendbuch.couch.de)

 

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